Donnerstag, 22. August 2013

Der erste Tag - oder: mein Minirock und ich

Alors - der erste Tag nun also.
Müde bin ich, verdammt müde. Das Rumgelaufe, das Orientieren, das Sprechen. Mir war nie bewusst, dass Sprechen anstrengend ist... Ist es aber. Ich jedenfalls spreche jetzt fließend. Frenglisch. Während ich die beiden Sprachen heute morgen noch ganz gut auseinanderhalten konnte, verschwammen sie im Laufe des Tages so sehr, dass es mir inzwischen nicht mal mehr auffällt, wenn ich künstlerische Meisterwerke wie "Oui, je croix that there is un station de métro." raushaue. Sagt einem ja auch niemand, die gucken nur komisch.

Apropos komisch: mein Handy fand es wohl komisch nach einem Softwareupdate zu beschließen, nicht mehr anzugehen (macht sich besonders gut bei der Wohnungssuche und immerhin habe ich es ja auch erst ganze 2 Wochen...) Es zeigt mir also fröhlich leuchtend den Nokia Hintergrund an und dann wieder schwarz, wieder Nokia und wieder schwarz. Besonders viel Mühe gegeben hat es sich bei der Auswahl des Zeitpunktes. Als ich nämlich voller Motivation zu meiner ersten Wohnungsbesichtigung aufbrach. Adresse: im Handy gespeichert. Nummer des Vermieters: im Handy gespeichert. Navigationssystem/Karte von Lyon: auf dem Handy. Ich hatte also quasi alles bedacht. Quasi.
Da ich aber eh noch 2 Stunden Zeit hatte und mir die Stadt nochmal anschauen wollte, ging ich also erstmal ans Quai und dachte mir, in 2 Stunden wäre das Handy schon wieder an, die brauchen ja gelegentlich etwas Zeit für sich... Unten angekommen, aß ich einen Burger, freute mich über den Wind (oh Gott, ich lebe in einer Stadt mit WIND! Und WASSER! und SCHIFFEN! :D) und wie das unte Rauchern so ist, fand ich gleich 2 neue Freunde (das ewig verschwundene Feuerzeug..) die halfen auch gleich tatkräftig mit allerlei Handyreparaturideen aber irgendwie wollte nichts so richtig funktionieren und als ich zufällig auf die Uhr des einen sah, entschloss ich mich, es wäre wohl doch klüger, noch einmal nach Haus zu fahren, ich musste ja schließlich noch die Adresse und Telefonnummer meines Besichtigungstermins herausfinden... Leichter gesagt als getan ohne Navi, ohne Karte und vor allem: ohne Plan. Doch entgegen aller Erwartungen (eurer, ich habs ja immer gewusst) fand ich im Laufschritt mit zielgenauer Sicherheit den Weg zurück (zwar einen anderen, als ich gekommen war aber mir kam er sogar kürzer vor). Angekommen stellte ich erstaunt fest, dass ich nur 10 Minuten für den Weg gebraucht hatte (wie wunderbar, keine absurden Berlin-Strecken mehr!), Die Nummer und die Adresse fanden sich auch und - oh Wunder - ein Stadtplan, der die ganze Zeit still und heimlich in meinem Terminkalender neben mir gesessen hatte. Als ich den also so betrachtete (und mich selbst ein wenig verfluchte) blieben meine Augen an der Adresse hängen, wo ich nun hinmusste und mein Selbsthass wurde größer, denn sie befand sich right next to.... Richtig, dem Ort wo ich 2 Stunden gesessen hatte. Herzlichen Glückwunsch Leonie... Da ich aber den Weg ja inzwischen bestens kannte, machte ich mich dann also auf, zur ersten Wohnungsbesichtigung - lange Rede kurzer Sinn, keine schöne Wohnung, wirklich keine schöne Wohnung... und das von mir, ihr wisst, in was für Seen ich schwimme...

Jedenfalls kann ich nach einem Tag mit absoluter Überzeugung sagen, dass die Franzosen unglaublich hilfsbereit sind. Ein bisschen wie in Marokko fühle ich mich inzwischen. Es ist schwer, auch nur mal eine Zigarette am Quai du Rhône zu rauchen, ohne neue Freunde zu finden. und alle sind so hilfsbereit, es ist der Wahnsinn. Nach einem Tag also hab ich ganze 6 (!) Handynummern mitsamt email, FB und Co. und immerhin 3 neue Internetseiten, die bei der Wohnungssuche helfen sollen.Interessant ist vielleicht, dass die Helfer allesamt männlich sind und mich, insbesondere meinen Rock, vorher eingehend gemustert haben. - Keine Wertung.
Aber Marokko ist tatsächlich gar nicht so weit weg - die Läden, manche Straßen.. Verrückt. An der nächsten Ecke fühlt man sich dann plötzlich wie in Berlin Kreuzberg und wieder eine weiter, am Quai weht ein nordisches Lüftchen. Ich kann also behaupten, ich fühle mich hier doch recht vertraut ;)

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