Mittwoch, 25. Juni 2014

Ein Résumé

English/French (short version) below.

Zwei Wochen bin ich nun zurück in Deutschland, endlich dort angekommen, wo WLAN auf ein wenig Ruhe trifft (Mamas Couch) und finde, es ist an der Zeit, mal zu reflektieren (sonst so gar nicht meine Art, huch?!)
Was habe ich denn nun eigentlich gelernt, aus diesem Jahr?
„Viel.“, Ist mein erster Gedanke.
Hätte ich gar nicht gedacht.
Der einstige Plan war eigentlich: einmal für ein Jahr am Strand leben. Surfen lernen und hauptsächlich das Leben genießen. Nebenbei vielleicht noch mein Französisch verbessern.
Von Selbstfindungsphase war ich Meilen entfernt, hatte sie hinter mir gelassen, genauer gesagt. Ich fand, ich kannte mich eigentlich schon ganz gut. Fand mich auch recht sympathisch mit all den Macken und konnte auch gelegentlich verschämt über mich selbst grinsen.
Alles tutti sozusagen.
Tja der Strand blieb ein Traum, das Surfen ist immernoch eher Hobby- als Wettkampfsniveau und gefunden hab ich mich auch nicht unbedingt mehr als früher. Aber wiederentdeckt habe ich. Eigenschaften, von denen ich schon längst vergessen hatte, dass ich sie besitze. Die alte, durch die Tatenlosigkeit nach der Schule und die etwas wenigere Tatenlosigkeit während des Philosophiestudiums abhanden gekommene Tatkraft ist z.B. wieder in vollen Zügen da.
Check-check-Leo's back?
Naja fast. Reflektierter, realistischer. Mir ist inzwischen klar, dass ich vermutlich nicht im Alleingang die ganze Welt retten und danach ein Buch darüber schreiben werde. Aber mir ist auch klar, das viel mehr möglich ist, als man so denkt.
Reisen ohne Geld? Klar geht das! Praktikum ohne die Rahmenbedingungen zu erfüllen? Aber sicher! Welt zumindest ein bisschen besser machen? Auf jeden Fall!
Ich las neulich in einer zauberhaften Studentenzeitschrift einen Artikel über Erasmus und auch hier wurde der auf wundersame Weise sich entwickelnde Tatendrang angeprisen, der einen Erasmüsler irgendwann zwischen Feierei und Ernst-des-Lebens einholt.
Ach ja.
Was diese geistige Weiterentwicklung (mit der ich nach eigener Wohnung in einer fremden Stadt, Philosophiestudium, finanzieller Teil-Unabhängigkeit und Co. nun wirklich nicht gerechnet hätte) so ausgelöst hat? Schwer zu sagen. Meine Wäsche musste ich auch vorher schon allein waschen aber da stimmte zumindest die Sprache mit dem der Waschanleitung überein. Gereist bin ich auch vorher eigenständig. Aber irgendwie scheint es eben doch anders, wirklich in der Fremde (und ich meine eben nicht Hamburg-Berlin) zu leben. Außerdem sind es denke ich vor allem die Leute, die man so trifft. Schon Tucholsky sagte einst: "Freundschaft – das ist wie Heimat." und die liebe Isa schloß sich sogleich an und bemerkte ebenfalls: „Is' doch absolut egal, wo man ist, sobald die Leute stimmen, stimmt der Ort und wird zum Zuhaus.“
wie wahr.
Was hätte ich gemacht, ohne diese Erasmüsler?
Ich verwies ja schon darauf in dem sehr früh erschienenen Beitrag „With a little help from my friends“. Aber es ist noch so viel mehr als nur gemeinsam den Alltag und die Unibürokratie bezwingen. Es sind eben alles Vöglein, die aus den Nestern geflogen sind. Viele schon mehrfach. Und sie haben alle tolle Pläne, tolle Ideen, machen tolle Sachen und inspirieren (m)dich. Klingt mega kitschig. Ist es auch. Aber eben auch wahr.
Diese Erasmüsler werden mir ganz schön fehlen, denn leider bin ich aus dem naiven Alter des „wir schreiben uns einfach jeeeeeede Woche“ raus... Zu einigen wird der Kontakt halten, da bin ich sicher, zu anderen nicht und das ist in Ordnung. Bei einigen wird es mir sehr leid tun, dass der Kontakt abbricht und bei wieder anderen werde ich ein schlechtes Gewissen haben.
Aber so ist das nun mal, das Jahr ist vorbei und wir gehen alle wieder in unsere Richtungen.
Meine ist inzwischen zwar nicht völlig anders aber sehr viel klarer als vorher.
Noch was hab ich gelernt: viele viele Dinge über uns Deutsche. Nämlich zum Beispiel: dass wir wirklich ziemlich organisiert und pünktlich sind. Gut. Ich halt nicht so. Aber der Deutsche so im Allgemeinen. Und ich find das richtig gut! Da kann man sich richtig drauf verlassen!
Außerdem haben wir ziemlich unnötig lange Wörter wie „Fußbodenschleifmaschinenverleih“ oder „Bahnsteiggleisverschluss“ (was auch immer das sein soll). Das finden alle anderen Nationalitäten auch urkomisch. Dafür finden wir Deutschen es urkomisch, dass so viele Leute in der Uni mitschreiben. Und ich meine jetzt keine Notizen. Ich meine J E D E S W O R T. Sogar Anekdoten von Dozenten. Könnte ja in der Klausur drankommen. Und steht ja auch nicht alles nochmal wortwörtlich auf der Powerpointpräsi, die jede Woche rumgeschickt wird. Diskutieren ist dafür rar gesät. Kein Wunder, dass der Franzose sich im Englischen so schwer tut. Ich mag das deutsche Unisystem. Mag auch a Philosophiestudium liegen aber es ist so wunderbar viel freier.
Meine liebe Untermieterin machte mich auf einen weiteren Unterschied aufmerksam: „Französische Männer sind leicht zu kriegen aber schwer zu halten. Deutsche Männer hingegen sind sauschwer zu kriegen aber hast du sie, hast du sie für immer. Und sie sind so schön. On est d'accooooord?!“ Naja man mag darüber streiten aber so ganz falsch liegt sie nicht. Gerade der Berliner ist sehr viel ungesprächiger am Anfang, hat man den aber mal gemeistert, verliebt er sich gerne mal unsterblich. Außerdem sind Franzosen so viel netter. Isst du einen stinkenden Döner (für 7,50€, ich MUSS das nochmal erwähnen...) im vollen Bus, kommt von allen Seiten ein „Bon appetit!“ statt ein „Boah, Mädel, das is doch nicht dein Ernst! Ob du behindert bist, hab ich gefragt?!“ Tja. Komischerweise bin ich auch hier ganz die Deutsche (geblieben). Ich steh halt auf Berliner Schnauze und es macht vieles eben auch wesentlich einfacher, wenn man auch mal unbequeme Wahrheiten ausspricht, ohne dabei zu lächeln.
Eins fand ich wirklich interessant: der Umgang mit dem Nationalsozialismus. Während die meisten Nationen inzwischen witzige und auch so gar-nicht-witzige Witze darüber reißen, sind wir Deutschen immer noch unglaublich zurückhaltend bei diesem Thema. Manche reagieren richtig gereizt und verschämt, während andere gleich nach Ausflüchten suchen, obwohl sie niemand beschuldigt hat. Die Analyse dessen ist mir an dieser Stelle zu viel aber es war wirklich interessant zu sehen, wie unterschiedlich Nationen mit diesem Thema umgehen.
Ich könnte noch ewig weitermachen aber zugegeben, wir haben alle nicht mehr so Lust. Ihr zu lesen und ich zu tippen. Schließlich scheint die Sonne und ich sollte auch viel mehr Kiswahili für Tansania pauken.
Als letztes bleibt nur ein Dank („asante sana“, ich habe inzwischen gepaukt) an alle, die das letzte Jahr zu dem machten, was es war („il est vraimeeeeent.. il est vraimeeeeeent... il est vraiment phénoménal dedederää“) ein letzter Schulterblick auf das, was ich verlasse (immerhin einige wunderbare Menschen und eine tolle Stadt) und ein seufzend-freudiger Nach-Vorne-Blick, auf das, was nun kommt: ein neues Abenteuer mit Straßenkindern in Afrika und (glücklicherweise) tansanischem Frieden statt kenianisch-somalischen Bomben und danach mit etwas Glück das erste offizielle Praktikum im Journalismus (Daumen drücken bitte!), die Bachelorarbeit, meine so wunderbar-Zuhause-seiende Wohnung und hoffentlich dann auch irgendwann der Master, der dann auch wirklich zum Leönchen passt.
In diesem Sinne: auf bald ihr Rabauken, ein letztes Mal „santé“ und dann wird der Kilimanjaro bestiegen.

Merci les gens pour une année superbien! Sans vous, il n'aurait pas été la même et j'ai eu beaucoup d'inspiration et la puissance de chacun ainsi que j'ai appris beaucoup de choses sur l'Allemagne et moi-même! Merci à tous, restent que vous êtes et gros bisous!


Thank you folks for a wonderful year! Without you it wouldn't have been the same and I got a lot of inspiration and power from everyone as well as I learned a lot about Germany and myself! Thanks to everyone, remain as you are and big kisses!

Montag, 26. Mai 2014

Ein würdiges Wochenende und ein würdiges Zuhause für die Katz.

So schnell geht's dann auch vorbei, das letzte lyonaiser Wochenende.
Diesmal begleitet von meiner lieben Nori, mit der natürlich ein klitzekleines bisschen gefeiert wurde ;)
Überhaupt war das letzte Wochenende und auch so die letzte Woche in Lyon ziemlich schön. Nimmt man mal den ganzen Organisations-oh-Gott-wie-krieg-ich-das-alles-in-einen-Rucksack???-Mist-ich-muss-noch-Kram weg, dann hatte ich nach dem letzten (sehr verhauenen) Examen eine echt gute Zeit.
Tja, nun ist's endlich vorbei, mit der Lernerei... Noten hab ich zwar noch nicht aber ich würde sagen bis auf 2 Klausuren waren alle gut. Und Bis auf eine hab ich definitiv alle bestanden ;) Nachschreiben geht leider nicht mehr, weil ich mich ja bald auf den Weg mache also wird's auch dabei bleiben.
Mein liebstes Kätzchen hat nun auch zum Glück ein neues Zuhause gefunden: Meine Babysitterfamilie hat sich erbarmt und sie in ihren katzenfreundlichen (und Katzenvollen) Garten aufgenommen.


Is schon sehr ruhig, so ohne rumspringendes Monster.
Nun kommt also generell die Zeit des Tschüs sagens. Leider hab ich dafür mal wieder viel zu wenig Zeit... Zu viel will ich eigentlich noch machen, zu viele Leute noch mal sehen. Aber Wohnung ausräumen steht nun eben im Vordergrund...
Ach man wird mir das hier fehlen... Ganz besonders die Freundlichkeit und Offenheit der Leute.
Nicht nur der anderen Studenten (ja, die auch) aber auch einfach so, auf der Straße...
Open Air mit den Science Po Leuten
Ich habe hier zB noch nicht einmal einen Snack aus Zeitmangel in der Metro gegessen, ohne ein (ernst gemeintes) "Bon appetit!" zu hören. Keine Meckerei über Essensgeruch, kein Vordrängeln beim in-die-Bahn-steigen. Nö. Nur Nettigkeit. Kein Gehupe wenn man sich bei rot über die Ampel schleicht (was ich natürlich nie tun würde, alles beobachtet) nur ein kurzes Bremsen und langsamer Fahren.
Wunderbar.
Und das Essen... Wenn man denn dann mal Essen geht oder (noch besser) zum Essen eingeladen wird.. Herrrrrlich. Die feiern das Essen hier alle so. Es schmeckt aber auch verdammt gut! Jedenfalls ist es ein richtiges Fest, zum Mittagessen zu kommen :)
Und langsam beginnt wieder die Zeit der Sommerabende am Quai und der Open Airs. Ach Mensch, ich will nicht gehen!

Montag, 21. April 2014

I am not ready with this city... Mit den Examen leider auch nicht.




Das wurde mir neulich schlagartig bewusst, als ich zu meinem Babysitterkind fuhr und einen Moment stehen blieb, um das Licht über der Stadt zu genießen (mein Babysitterkind hat diesen wunderbaren Croix-Rousse-Ausblick über die ganze Stadt.)

lernen über Lyon

"Ich bin einfach noch nicht fertig hier, ich hab mich so eingelebt, es ist so sehr ein Zuhause geworden", dachte ich ein andermal, als ich über meine favorisierte Lichterbrücke ging. Die Lichter dieser Stadt werde ich unglaublich vermissen. Und generell ziemlich viel hier.
Inzwischen hat man seine Stammplätze gefunden, man hat einen Job und auch endlich ein paar französische Freunde. Man stammelt nur noch manchmal am Telefon, wenn man französisch sprechen soll und im Supermarkt weiß man blind, wo das billigste Produkt steht.
Auch die Uni ist klasse, interessante Kurse in verschiedenen Sprachen, Themen, die mir wirklich am Herzen liegen und internationale Meinungen dazu.
tippentippentippen...
Nur die Franzosen sind wirklich ein lustiges Volk... Die und ihre Laptops... Mitschreiben, Wort für Wort (wortwörtlich gemeint) und denken dann erst in Form von Auswendiglernen bei der Revision. Nicht meine Art zu studieren, was auch immer wieder gern mit fragenden Blicken bemerkt wird: "tu n'écris pas?!" "Du schreibst nicht?!" Nö. tu ich nicht. ich denke lieber. Die Notizen für die Examen findet man zur Not eh auf Facebook. Und wenn man richtig denkt, hat mans eh besser im Kopf. Find ich.
Mein Lieblingskurs ist und bleibt jedoch ein ganz anderer: Der Chor. Ohne Witz, die besten Leute, die schönste Zeit. Zwischen all dem Unistress ist es so wunderbar, einfach zu singen :D Grade hatten wir einen Auftritt und waren im Tonstudio und mit diesen Leuten (übrigens ganz unschreibende Franzosen) macht einfach alles Spaß. Sie singen einfach den ganzen Tag. Wunderbar!
es gibt aber auch sehr authentische (in diesem Fall Britische) Kurse...
Ach Lyon.
Ein wirklich komisches Gefühl, in 2 Wochen kommt schon meine Mutter und nimmt mein ganzes Zeug mit... Ab da bin ich nur noch knapp einen Monat da und das mit einer Reisetasche und einem Rucksack. Seltsames Gefühl.
Es ist wirklich traurig, dass ich bald gehen muss. Ich hab noch nie Billard hier gespielt und war auch noch nie im Schwimmbad... In die Oper wollte ich noch undundund... So viel, was man noch tun könnte und so wenig Zeit.
Noch weniger Zeit weil die ganze Zeit von den Examen verschluckt wird.
9 Tage 6 Examen plus eine Gruppenpräsi. WER MACHT DENN SOWAS?
Ich bin zur Zeit nicht unbedingt mein Lieblingsmensch... Wer mich anspricht muss damit rechnen, angepamt oder angeheult zu werden, Augenringe sind nicht mehr wegschminkbar, ich spiele wirklich mit dem
seid neidisch, Kinder, cih war schon baden.
Gedanken, mich mal mit Ritalin vertraut zu machen und sogar die Katze nervt mit ihrem Gejaule. Wenn sogar mein Izzielein nervt, ist es ernst, dachte ich mir und nahm meine Unisachen mit an den Badesee (aka. die Rhone.) Jaha. Hier ist nämlich schon Sommer.
Nicht, dass ich davon wirklich viel mitkriege aber zumindest Mittwochs, beim Babysitten bemale ich Ostereier und spiele in der Sonne.
Und lernen kann man da eben auch hin und wieder mal. Ich bin zumindest braun. Immerhin, das verdeckt die Augenringe ein wenig.
Ich kann es echt nicht abwarten, wenn die nächste Woche rum ist und ich endlich Zeit zum chillen hab und das ganz ohne schlechtes Gewissen.
Es folgen dann nur noch 2 Examen im Mai aber bis dahin ist Zeit.
Ach ja. lyonaiser Sommer.... Wunderbar wird das.
Und so sehr werde ich diese Stadt vermissen.
Mit am traurigsten ist ja irgendwie, dass es nie wieder so wird, selbst wenn man mal wieder hinfährt... So viele Leute, die die Zeit hier schön gemacht haben, werden dann nicht da sein. Selbst die Franzosen, die ich hier kenne, machen alle nächstes Jahr selbst ein Auslandsjahr... Ich komme also in einer leere Stadt zurück. Schön aber leer. Nicht das Selbe...
In diesem Sinne: il faut en profiter! Man muss es ausnutzen, solange man noch hier ist! Deswegen werde ich jetzt weiterlernen und ab nächster Woche mein Leben genießen wie nie zuvor. Jawohl!


Viele Grüße von der Osterhasin ;)
und ihrer völlig unaufdringlichen Katze...




Dienstag, 11. Februar 2014

For those, who are gone...


...And those who will go soon.

This time in English for my dearest friends from Lyon.
The notorious King of Erasmus - Semi Kefi - pleased his queen - me - to write something more interesting. Actually he didn't really pleased me, he just remarked that something is missing here.
And he was right.
Like I said before, some of the people here already left Lyon and because I don't like to say "I miss you" I just wrote a little poem for all of them :)

For those who are gone

Long time ago I used to be eight-teen.
I discovered all bars, tried to drink as much as I can and danced all night long.
I had friends and what I say, I mean,
They always were there, wenn something went wrong

In the summer we swam, in the winter hot wine punch
well I had vodka but everyone besides...
Sunday we woke up late, meet up for a brunch
And I knew each secret and what everyone hides...

When I was down, they took care of me,
„Let's do a pizza – don't think too much“
Lots of fun, I think you can see
But also my heart was deeply touched

That's how it was, when I was a kid
Damn good memories, „That's all I can say“
The funny thing:  I'm 18 again, no shit!
It's true, it's you it's everyone of you – you guys really made my day

Not once, not twice – no, half a year!
Couldn't think how it had been without...
That you're gone, that deserves a tear,
This is clear, there's no doubt

But after that tear, let's raise the glasses
Let's think of this great time with a big smile
Never forgot, you've all got high classes!
And see you again even if it takes a while.

When you raise your glass, just think of Lyon
Think of the people and remember me,
Some of you might know the „Erasmus unser in Lyon“
So before you drink just say it with me:

(sorry Peter, it was created in German...)


 Erasmus unser in Lyon,
Geheiligt werde dein Stipendium.
Dein Austausch komme,
Dein Wille geschehe.
In Lyon - so auch überall.
Unseren täglichen Wein gib uns heute.
Vergib uns unsere Eskalation, wie auch wir vergeben unserem Hangover.
Denn dein ist das Studentenleben.
Der Alkohol und die Erinnerung in Ewigkeit.
Prost!


Merci pour les dernières mois. C'était vraiment... c'était vraiment.... C'était vraiment phénoménal! <3

And for those who stay: let's make the second half at least as good as the first one! Big Love - Only Lyon.



Sonntag, 2. Februar 2014

Examen, Dossier, Expose und viele viele Wörterbücher

Nachdem nun der Dritte etwas pikiert darauf hinwies, dass ich ja nie was von mir hören lasse hier also nun die offiziele Entschuldigung.
Sie lautet schlicht und einfach: EXAMEN.
Dieses Wort hat mich in den letzten Monaten hier das Fürchten gelehrt und wie ein Monster all meine Zeit verschlungen.
Man sollte das vielleicht erklären. In meinem wunderbaren deutschen Studium habe ich so etwas wie Klausuren ja nicht. Hier und da mal eine mündliche Prüfung vielleicht aber der ansonsten besteht die Überprüfung eben aus Hausarbeiten und Referaten (was, mal ganz unter uns gesagt keinen Deut besser ist, an Hausarbeiten sitzt man ja auch gern mal wochenlang verzweifelt).
Trotzdem, was ich seit fast 5 Jahren (also seit dem Abitur) nicht mehr hatte ist eine Klausur. Dieser eine Tag, der über deine ganze Note entscheidet und für den du wochenlang lernst, nur um dann in der Klausur fetszustellen, dass du 80% umsonst gelernt hast und die restlichen 20% genau das falsche waren.
Aber fangen wir von vorne an.
Hier in Frankreich gibt es die Ferien zwischen dem WS und dem SS nicht so direkt. Nachdem ich also für 1,5 Wochen Weihnachten und Heimatsbesuch nach Berlin und Hamburg abgedüst war (eine ganz zauberhafte, wunderbare Zeit übrigens, die mir gezeigt hat, wie sehr Deutschland mir inzwischen fehlt, ein wunderbarer Besuch in meiner alten Wohnung, billiges Essen (!!!) viele vertraute, tolle Menschen und der übliche Weihnachtsstress ;)) ging es zurück mit dem Gedanken "Ferien". Denn so kennt man es ja aus Deutschland. Weit gefehlt. Auch mein Gedanke "ich hab das meiste ja schon im Semester gemacht" war irgendwie grundlegend falsch.
Zwar gab es durchaus genug im Semester: Referate (und eine zauberhafte Zuhörerschaft, die mir aufmunternd ganze 20 Minuten zulächelte, nachdem ich puterrot - ja ich - gestammelt hatte, ich sei etwas nervös, es wäre mein erstes Referat auf Französisch), Klausuren am Ende einiger Kurse und eine Hausarbeit (die wirklich fies war, man sollte nicht auf Französisch über sein späteres Bachelorarbeitsthema schreiben, man wird seinen Ansprüchen einfach nicht gerecht und mal ganz unter uns: von wegen Erasmusbonus... Pustekuchen, 6 (insgesamt 20) Punkte Abzug wegen sprachlichem Mängel...) aber nichtsdesto trotz blieben eben die Klausuren.
Nach einer weiteren Woche mit Deutschlandbesuch, Feriengefühl und Silvester kam mir dann endlich der Gedanke, ich sollte mich dringend mal hinsetzen und lernen.
Keine Sekunde zu früh, wir mir dann klar wurde. Ich hatte ganz vergessen, wie viel Stoff so ein Semester mit sich bringt und wie lange es dauert, sich den wirklich reinzuprügeln (und nicht nur zu wissen, was in welchem Buch steht, wie bei einer Hausarbeit.... Jahreszahlen, Zusammenhänge und Fakten auswendig lernen war angesagt yeha...) Das alles wäre aber noch kein Problem gewesen, wäre es auf Deutsch oder zumindest Englisch gewesen. 
Glücklicherweise habe ich einen sehr fürsorgenden Mitbewohner, der mir erstmal dabei half, sämtliche Notizen von irgendwelchen Kursmitgliedern zu bekommen (denn das, was ich so in der Kurszeit mitgeschrieben hatte ließ sich so ziemlich auf eine Seite zusammenfassen. War die ersten MOnate halt echt schwer mit gleichzeitig zuhören und mitschreiben, guckste mal ein Wort nach is der Prof schon wieder 3 Themen weiter und du kommst nicht mehr rein...)
So. Notizen hatte ich also.
Nun kann man ja aber nun nichts lernen, was man nicht versteht. Die - teilweise sehr umgangssprachlich-abgekürzt-gedanklichen - Notizen mussten also erstmal übersetzt werden.
Nachdem das endlich geschafft war gings ans Lernen und nachdem das auch mehr oder weniger erfolgreich abgeschlossen war, wurde mir klar, dass ich noch die ganzen Fachvokabeln pauken muss. Die Fakten bringen einem ja nun mal allein ziemlich wenig und fachspezifische Vokabeln stehen in den wenigsten Wörterbüchern. Also ran da, das auch noch gelernt, was zur Folge hatte, dass man die Hälfte des Stoffes wieder vergaß... Irgendwann hab ich dann jede Vokabel mit einem Fakt/Datum/Zusammenhang gekoppelt und so beides gleichzeitig gelernt.

Als dann die Klausurentage kamen (das ganze spielte sich übrigens in 1,5 Wochen ab) war ich natürlich erstmal krank und relativ verzweifelt. Wie das dann aber meistens so ist, brauchte man das meiste gar nicht (immerhin weiß ich jetzt ALLES über Immigration in und um Frankreich seit ca 1000 v. Chr.) und ärgerte mir einen Arsch ab, dass ausgerechnet die zwei Sachen, die ich nicht mehr gelernt hatte drankamen... Ich wage mal trotzdem zu behaupten, dass ich mit einer Note im oberen Drittel durchkommen werde da ich alles andere mehr oder weniger ausführlich beantworten konnte und warte jetzt gespannt auf die Noten...

Wer jet aber denkt, "naja, Klausur vorbei, dann hat sie ja jetzt Ferien.." Weit gefehlt... Ich befinde mich derzeit schon in der 3 Uniwoche des neuen Semesters und dieses wird besonders lustig, da ich mich nun endlich mal für einen Master entschieden hab, der aber leider noch ein paar Extrapunkte in Politikwissenschaften fordert. "Warum also warten" dachte ich mir und mache diese Extrapunkte (zumindest 50-70%) jetzt einfach direkt hier auf Französisch.
Das Gute daran: ich lerne endlich mal Französisch, weil ich es nun wirklich den lieben langen Tag lang spreche, das Schlechte: Freizeit byebye, Uni von 10-20 Uhr halloooo... Aber was muss das muss und es ist interessant, macht Spaß und die Leute sind supernett. Außerdem hab ich ein neues Babysitterkind (sie heißt schon wieder Leonie, ich weiß nicht warum ich immer Leos und Leonies habe...) und einen neuen Trick gefunden, gleichzeitig abzuschalten und Französisch zu lernen: SERIEN. Mein neuster Fund (is schon älter, war mir aber in D nicht bekannt) Pretty little liars, I love it! Ein bisschen wie Desperate Housewifes bloß mit Schülern (für die, die das nicht kennen: 4 mehr oder weniger reiche weibliche Wesen sind in Lügen, Geheimnisse etc verstrickt und irgendwer ist tot) jedenfalls hat mich das Fieber gepackt und ich sitze mit Schokolade vorm Laptop und lerne ganz nebenbei tausend neue Redewendungen. Herrlich. 

So, das war nun die Erklärung und Entschuldigung für das lange nicht-Melden und gleichzeitig ein kleines Update aus meinem Leben, das nächste mal kommt ausführlicher und spannender und früher, versprochen :)

Was gibt es sonst noch? Ich hab wieder kurze Haare (woooho spannend) viele Leute gehen grad, weil nicht alle 2 Semester bleiben und ich hasse es, ich kann 2 neue Katas (für die Karateka unter euch) aber es fehlt noch an guter Technik, ich will ans Meer und durchatmen und haha bei uns sind Plusgrade... ;)

Nur eins noch am Schluss: ihr fehlt mir furchtbar! Und Berlin auch!

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Wohnste noch oder lebste schon?

Um den Besuch (bzw. den kassenbon) jenes Ladens, dem dieser Slogan gehört möglichst gering ausfällt, wurden alle Möbel in halsbrecherischen Aktionen selbst besorgt und gebaut.
Schon mal mit Tisch und Regal Metro gefahren? Oder mit Europaletten Fahrrad? Lange Rede kurzer Sinn, dank tatkräftigster (!!) Unterstützung von wunderbarsten Menschen (!!!) sieht mein Zimmer inzwischen tatsächlich nach Zimmer aus und es lässt sich ganz gut dort wohnen.
Besser zu verstehen in Bildern glaub ich.. ;)


How to built a bed
 
Regaltransport

Tischtransport






   Danke an die großartigen Helfer :)









Jedenfalls lebe ich inzwischen eher, als dass ich nur wohne. Die Uni hat den Alltag mitgebracht, gelegentlich ertappt man sich dabei, wie man auf Französisch flucht, wenn man sich den kleinen Zeh stößt und es schleichen sich kleinere und größere Gewohnheiten und Regelmäßigkeiten ein: Der Chicken Tuesday an dem es die weltbesten Chickenwings gibt, die Cocktail Happy Hour im Ayer's, das Brunchen mit dem Coloc Di und Do zwischen Sport- und Unikurse, die allabendliche Kuscheleinheit mit meiner Katze usw.

Um ehrlich zu sein: so anders ist das Leben hier gar nicht mehr. Ein wenig aufregender vielleicht, weil man mehr unternimmt (was vermutlich daran liegt, dass stänig Menschen um einen sind, die tolle Ideen haben) aber im Grunde ist die Uni ziemlich ähnlich. Grade die Philokurse (da stört es keinen, wenn jmd zu spät kommt oder zwischendurch mal barfuß ist und die Anwesenheitslisten sind hier auch noch nicht so


ChickenTuesday
verbreitet... :D) aber auch die anderen Vorurteile, das französische Unisystem betreffend, vor allem, dass es grundlegend anders wäre, kann ich nicht wirklich bestätigen. Vorlesungen (CMs) mit min. einem schlafenden Studenten und 30 essenden, Seminare (TDs) mit kritzelnden Studenten und mindestens einem Student im 58. Semester, der immer die falschen und unnötigen Fragen stellt. ---------------djkdshhnv (entschuldigung, kleiner Beittrag meiner eifersüchtigen Katze, der Redefreiheit wegen wollt ich ihn nicht löschen.)

Alles in allem also.. Sehr Zuhause hier. Immernoch und immer mehr.

Einiges fehlt sicher: ihr. und das Dokan. Das fehlt tatsächlich ziemlich. Hier ist es nämlich nicht wirklich möglich mal Sport zu machen. Zumindest gibt es keinen Verein, der Karate, Tanz und Fitness vereint... In der Uni darf man 2 Kurse pro Woche belegen (pro: man kriegt Noten dafür und kann sich das aufs Studium anrechnen, contra: bloß 2???) Ich probiere mich also derzeit durch Karatevereine und suche irgendwas, was a) Qualität hat, b) bezahlbar ist c) nicht nur Karate anbietet sondern auch Fitness und vllt sogar Tanz und c) was jeden Tag ein Angebot hat, man will sich ja schließlich nicht auf Wochentage festlegen.
Inzwischen habe ich eingesehen, dass ich das nicht finden werde... Ich werde also meinen eigenen Fitnesskurs machen, sobald ein passender Raum gefunden ist und mich mit dem Tanz in der Uni zufrieden geben (wirklich gut aber ohne meine liebsten Tanzmädels eben nicht das Selbe...). Nur Karate, da probier ich mich weiterhin durch sämtliche Clubs.
Der eine Trainer kann viel erklären, ist aber selbst nicht fit genug, es mal vorzumachen, der andere Trainer ist megafit macht aber nur Kumite, der dritte macht nur (ich meine halt wirklich ausschließlich) Heian Shodan und der vierte macht zwar alle Katas durch, allerdings in einem Tempo und ohne Rücksicht auf Technik, Haltung oder sonst was. Was soll ich sagen, liebes Dokan, es gibt keine besseren als euch!
Dafür bin ich noch nie so hin und hergescheucht worden beim Kumite. Das Gute an Karate ist: man kann sich im Notfall selbst verteidigen. Das schlechte: nach einem guten Training kann man im Notfall nicht mal mehr die Arme heben. ;)
Kanku Dai und Tekki sitzen langsam, zwar nicht unbedingt formvollendet (hier achtet halt wirklich niemand auf Technik) aber immerhin der Ablauf und sogar die ersten Schritte im Sanchin Dachi wurden geübt, es geht also irgendwie doch vorran, die Feinarbeit hol ich dann bald mit euch nach ;)

Sport ist natürlich nicht das einzige, was man so vermisst. Gelegentlich fehlt mir auch das Gefühl, in einem Unikurs etwas beitragen zu können, eine deutsche Serie zu gucken oder einfach ihr Leutz da draußen. Aber wenn ich bedenke, dass ich schon fast 3 Monate hier bin... die Zeit vergeht ja viel zu schnell zum Vermissen.. Gell? ;)

Freitag, 27. September 2013

Die Möglichkeit der Unmöglichkeit. Wohnungssuche in Lyon.

Jaha. Das ist nun wirklich mal einen Eintrag wert. Und ich fürchte, er wird lang, quasi passend zur Wohnungssuche.

Die Wichtigkeit einer Wohnung ist enorm: beispielsweise braucht man eine, um ein französisches Konto zu eröffnen. Dieses braucht man beispielsweise dringend für einen Handyvertrag, diverse Einkäufe und.. richtig geraten: für eine Wohnung (Diese dermaßen durchdachte Logik! Hammer!)
Nun gut, es gibt ja nette Erasmushelpler (IStudent-Association, dringend empfehlenswert!), die ihre Adresse zur Verfügung stellen, um dir zumindest ein Konto einrichten zu lassen. Erstes Problem also gelöst. Handyvertrag damit auch, was sich als sehr nützlich für die Wohnungssuche herausstellte:
Deutsche Nummer: Anrufe: 50, angenommene Anrufe: 0, Rückrufe: 0, Antwort auf sms/email: 2
Französische Nummer: Anrufe: 50, angenommene Anrufe: 10, Rückrufe: 15, Antwort auf sms/email: 23.

Ich gebe zu, dass 50 pro Tag eventuell übertrieben ist. viel aber nicht.
In dieser Sache gleicht Lyon Berlin. Der Wohnungsmarkt ist ein hartes Flaster und für Erasmusleute erst Recht: denn wir sind laut (sind ja nur zum Feiern hier), bleiben viel zu kurz, als dass es sich lohnen würde uns ein Heim zu geben und einen garant francais (französischen Bürgen) haben wir auch nicht. Schade aber auch. Immerhin ziemlich verständlich ds Ganze: Einene deutschen Bürgen würde ich als französischer Vermieter auch nicht nehmen. Euros sind ja schließlich viel weniger wert als... Ach Moment... Sind ja auch Euros... Hm..... Mysteriös.
Wenn man jedenfalls dann mal einen Besuch hat (und das verdammte Telefonat überstanden hat, ohne sich vollständig zu blamieren und dabei sogar noch die richtige Uhrzeit UND Adresse verstanden hat) kommt man an die nächste Hürde: es gibt relativ wenige wirklich gute Wohnungen. Und die, die es gibt, die sind unglaublich schnell weg, denn es gibt verdammt viele Bewerber, die alle fließend Französisch sprechen und steinreich sind. Scheint zumindest so.

Ich muss gestehen, ich bin auch ganz schön verwöhnt gerade, ich wohne dermaßen zentral, in der schönsten Wohnung, bei den besten Mitbewohnern, für den (fast) besten Preis. Und ich will verdammtnochmal auch nix anderes mehr!

Das Problem ist nur, wenn man eine bezahlbare Wohnung, in guter Lage, mit nett klingenden Leuten gefunden hat und dort auch noch einen Besichtigungstermin ergattert, dann kann man eigentlich schon davon ausgehen, dass mit der Wohnung etwas nicht stimmt. Denn sonst wäre sie schon weg; teurer; weiter weg; nicht existent.

Da man aber ja nicht aufgibt, geht man dann hin - hofft, dass man wirklich die richtige Uhrzeit und Adresse aufgeschrieben hat - und stellt sich unter ständigem Grinsen und "Ah ouuuiiiii c'est parfait, j'aime l'appartment!! Ouuuuiiiii je le voudrais prendre immédiatement!!!" vor und hofft inständig, dass sie nicht merken, wie verdammtnochmal egal es einem inzwischen ist, ob das Zimmer hell und ruhig ist oder der Abwasch noch in der Küche steht. Im Ernst, in einigen Fällen war ich kurz davor, den Abwasch einfach still und heimlich zu machen, damit sie mir das Zimmer geben.

Das heißt nicht, dass die Zimmer besonders schön wären und man sie deshalb wollen würde. Ich bin nur leider im Oktober wieder obdachlos und nicht so richtig darauf erpicht, mir die Brücke neben dem Quai mit meinen Mitleidenden zu teilen (wobei das da sehr schön eingerichtet ist, kein Spaß!).


Im Gegenteil, ich hatte bisher 3 Zimmer ohne eine 4. Wand, also im Grunde nur eine Erweiterung des Wohnzimmers/der Küche für 400€ (was stimmt denn nicht mit denen, mal ehrlich), 4 Wohnungen, die einfach überall mit alten Möbeln vollgemüllt waren (hochkant und kaputt, Zitat: "Joa, die kommen dann irgendwann noch weg") und eine Wohnung mit einem Keller, der aussah wie die alten Burggemäuer in alten Ritterfilmen (ich war mir zunächst unsicher, ob es eine gute Idee sei, allein mit dem Rastafari in den dunklen etwas folterartig-aussehenden Keller zu gehen aber wie ich schon sagte, mir ist inzwischen ziemlich viel egal). Nach dem Kellerrndgang wurde mir dann von dem etwas bekifften Mitbewohner erzählt, dieser diene vornehmlich zum Feiern von stadtbekannten Electroparties, ob ich denn was gegen sehr laute Musik hätte... 
Die Krönung war allerdings ein """Zimmer""" für 380 €, was aus einem Hochbett im Flur mit einem Vorhang davor bestand. Ach nein, Moment, ein Tischchen gehörte auch noch dazu.

Man könnte glatt anfangen, sich zu fragen, ob die anderen Erasmusleute es richtig(er) machen, denn die sind inzwischen (fast) alle bei Pärchen oder Familien untergebracht. Einige haben auch ein Studentenwohnheim oder ein Appartment weiter im Stadtkern. Aber ich bin nun mal leider Leonie und wohne in der schönsten Lage, bei den nettesten Menschen und ich will verdammtnochmal eine Wohnung direkt am Wasser (Himmel, da ist man schon mal hier, ich will Boote sehen!) die nahe an meiner Uni ist aber im Grunde auch nur auf der einen Seite des Wassers, weil ich die andere Seite nicht so schön finde, mit coolen Mitbewohnern in meinem Alter für unter 400€. Denn ich will ja schließlich morgens am Wasser joggen können, ohne erst 10 Min laufen zu müssen, hin und wieder mal Leute (jaha ihr!) beherbergen, nach der Party einen kurzen Nachhauseweg haben, mich zuhause fühlen und dabei reich bleiben. Klingt doch machbar... Oder...? ;)

Klingt es tatsächlich, denn ich wäre ja nun mal nicht Leonie, wenn ich nicht genau dieses Örtchen gefunden hätte. Mit einem zauberhaften Mitewohner, der eine genauso große Affinität zu Disney und Babykatzen (wir wollen uns eine anschaffen) hat wie ich. 

Nicht, dass es leicht gewesen wäre, diese zu bekommen... Denn schließlich musste der Vermieter erstmal den Bürgen akzeptieren... Aber die Mama is ja leider deutsch... "Naja", dachte ich mir kämpferisch, "geh ich mal zur Bank und frage da nach". Gesagt getan, Bank wollte auch helfen. Vermieter n'a accepté pas. Also zu einer Organisation, die Studenten bei sowas hilft. Wollte der nette Herr Vermieter aber auch nicht... Während ich immer verzweifelter wurde und D. mein zauberhafter Coloc mir beruhigend das Bein tätschelte und mir eindringlich zuraunte, ich solle jetzt bloß keine Tränen zeigen, dämmerte mir, dass ich in 2 Tagen ausziehen müsste und ich NICHTS hatte außer ein paar Couches von Freunden (was ja im Grunde schon mal die halbe Miete ist aber irgendwann reicht das Rucksackleben eben auch). Vom Kampfgeist war jedenfalls nur noch ein verzweifelter Schleier übrig und ich kroch zum Internat. Office (ja, so verweifel war ich, dass ich sogar DAS probieren wollte). Nachdem ich der freudig strahlenden Dame am Empfang ("ooooh Deutsch? Ich sprechen un petit peu Deutsch!") endlich zu verstehen gegeben hatte, dass ich wirklich gerade keinen Kopf für Plaudereien habe, stand ich also mal wieder vor Frankreichs (Zitat einer Person, dessen Namen ich nicht nennen werde) "biggest bitches" und fragte flehentlich nach Hilfe. 
Nachdem die unglaublich kompetende Dame mir sagte, dass wir eben deswegen früher nach Wohnungen schauen sollte (Nun ja, 4 Monate ist nun wirklich sehr knapp bemessen...), und eine (nicht für mich zuständig seiende) Dame ihr vorschlug, sie könne mir ja wenigstens die Nummer der oben erwähnten Organisation raussuchen (danke, Google kann ich schon...), gab sie mir widerwillig einen Zettel, den ich ihr aber zurückgab mit der Erklärung, die hätte ich schon kontaktiert, das wäre auch keine Lösung.
Sie starrte mich fragend an und auf meine wiederholte Frage, ob es nicht irgendjmd gäbe, der mir helfen könne, antwortete sie nur pragmatisch "C'est pas mon metièr donc pas mon problème. Désolée." ("Nicht meine Aufgabe, also auch nicht mein Problem, sorry.") Vielen dank auch liebes I.O. Team (encore un fois...) ihr seid WAHRHAFTIG im falschen Beruf gelandet.

Zum Glück halfen auch hier die IStudent-Leute, die sich innerhalb 5 Min bereit erklärten, meinen Vermieter anzurufen und ihm das Problem zu schildern und - siehe da: eine Lösung tat sich auf, Vermieterchen akzeptierte plötzlich 2 Bürgen (sprich zwei Menschen, die wenig verdienen) und weil die IStudent-Leute einfach nur großartig und vor allem großherzig sind, bürgten auch gleich 2 von ihnen für mich. (Verdammt mutig, für eine Fremde zu bürgen! Hut ab und danke!)

Lange Rede kurzer Sinn: ich habe ein Zuhause :) Zwar fehlen noch die Möbel aber wie ich zu denen komme (kommen werde) dazu in einem der nächsten Posts, ich habe da schon so Ideen (Kampfgeist ist wieder da)



Haustür auf: Ausblick (und persönlicher Lieblingsplatz in Lyon)

ich wohne 20 Meter weiter rechts. :)
Mein Nachtleben vor der Tür: Partyschiffe.