Samstag, 7. September 2013

With a little help from my friends: Erasmus.

We love Erasmus Lyon
Ich muss hier mal mit allen Klischees aufräumen, die sich so um den Begriff "Erasmus" hangeln. Es heißt, "Erasmus was a surfer", der diesen ganzen Verein nur gründete, um am Strand zu leben und Geld dafür zu bekommen, möglichst nichts zu tun, was mit Universität zu tun hat und nahe am Strand zu sein.

Spontan organisiertes Erasmustreffen
Mag sein, dass er ein Surfer war und gern am Strand liegt. Tue ich auch. Aber jeder, der ein Erasmusjahr hinter sich hat oder gerade in einem drinsteckt, wird bestätigen, dass es zwei ziemlich gegensätzliche Seiten gibt: niemand will abstreiten, dass wir hier ein bisschen feiern. Oder auch ein bisschen mehr. Uni hat ja auch noch nicht angefangen und was ist schon ein Sprachkurs, schließlich muss man ja auch Leute kennen lernen. Ja. Muss man auch. Ist tatsächlich lebensnotwendig.

Schwimmen in der Rhône
Das bringt mich zur anderen Seite: die heißt Organisation. In so einem anderen Land läuft doch alles etwas anders ab. Da braucht man plötzlich ganz dringend Dinge, die man in Deutschland nicht mal kannte. Und die man als Deutscher ohne französischen Wohnsitz auch gar nicht bekommt. Ohne die es aber nicht geht. Und das alles muss man dann auch noch in einer Sprache herausfinden, die man ja im Grunde gerade bis zur Smaltalk Grenze beherrscht. Beamtenfranzösisch? Igittigitt! Ich habe in den 2,5 Wochen, die ich jetzt hier bin ganze 4 mal (von verschiedenen Personen) gehört, sie fühlten sich wie Asterix und Obelix im Haus, das verrückt macht und ganz ehrlich: ich kanns nachvollziehen. Ständig soll man irgendwas erledigen, beantragen, ausfüllen und hat keine Ahnung woher man es bekommt, hat man es dann gefunden, versteht man die Hälfte von dem, was draufsteht nicht und hat man es dann endlich beantragt, geht der Brief verloren und man muss am Telefon auf Französisch erklären, dass man es dann doch ganz gerne mal hätte. Man kennt inzwischen zwar die ungefähren Straßen und Viertel, auch die Metro ist mir nicht mehr völlig fremd aber zu den Bussen bin ich bis heute noch nicht durchgedrungen, zwischendurch muss man gleichzeitig eine Wohnung suchen, sich in die Uni einschreiben, Bafög beantragen, ein Konto eröffnen, einen Handyvertrag machen, eine Metrokarte kaufen, sich für das Stadtrad anmelden, sich über CAF (Wohngeld etc.) informieren, sich einen Sportclub suchen und und und und und.

Whiteparty
Und genau deshalb ist es lebensnotwendig, Menschen zu treffen. Ich gebe zu, es gibt eventuell elegantere Wege, als sie klitschnass geschwitzt beim 6. Vodkabull (Mama, hör bzw. lies mal eben weg) zu treffen und erst nach gebrüllten 5 Minuten zu checken, dass sie auch Deutsch sind und man sich sein Wackelfranzösisch hätte sparen können (verflucht sind hier viele Deutsche!!!) aber so oder so trifft man eben Menschen eher in der Freizeit und es ist so viel schöner, gemeinsam in der ersten Unieinführung zu sitzen und langsam aber sicher Panik zu kriegen (dazu in einem anderen Post).


Mal Hand aufs Herz, ohne diese wunderbaren Menschen hier um mich herum, hätte ich den Kopf schon in den nicht vorhandenen Sand dieser wunderbaren Stadt gesteckt und sie trotz ihrer unglaublichen Schönheit verflucht und aufgegeben. Aber sie sind eben da, die wunderbaren Menschen. Alle
Wg Party
verschieden und doch alle einen kleinen gleichen Kern, weil sie alle aus dem Nest geflogen sind und alle das Neue teilen. ich hab mich neulich mit einer von ihnen gefragt, wie es kommt, dass man sich nach einer Woche schon seit Ewigkeiten kennt. Oder es sich zumindest so anfühlt. Vermutlich ist es der gemeinsame Strang, an dem wir ziehen. Vielleicht auch die Fremde um uns herum. Oder eben dieser ähnliche Kern. Jedenfalls ist es verdammt gut, sie zu haben: sie verstehen immer genau das, was man nicht versteht und fragen nach dem was sie nicht verstanden haben, dafür aber du. Sie leihen dir die Velov (Stadtrad) Karte, wenn deine immernoch nicht angekommen ist, sie verschenken schenken Pfefferspray, weil sie gehört haben, es sei gefährlich hier, sie backen mit dir Pizza und hören sich alle Geschichten an, die man 

Pizza Leonisa
noch so von Zuhase mit sich rumträgt. Sie stellen sich mit dir für die Metrokarte an, weil gemeinsam 2 Stunden warten einfach so viel netter ist. Sie halten Augen und Ohren nach Wohnungen für dich offen und kochen dir sogar Tee und bieten dir einen Schlafplatz, wenn du plötzlich krank wirst. Sie schaffen es immer, dich alle Organisationsscheiße vergessen zu lassen und den Abend schön enden zu lassen und vor allem geben sie dir das Gefühl von Heimat und Geborgenheit. Und deswegen - oja - werde ich weiter feiern gehen. :)
Genug der Schulzerei, meine lieben Erasmüsler: ohne euch würd ich diese ganze Fremdheit und Organisation auch überleben und das hier gut finden aber mit euch - mit euch ist es bereits jetzt eins der besten Jahre aller Zeiten.

<3

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