Freitag, 13. September 2013

Universität. Chaos nimm deinen Lauf.

Da wir ja alle zum Studieren hier sind, sollte auch dieses Thema nicht fehlen.
Nun lässt sich "studieren" natürlich weit fassen. Ich studiere derzeit zum Beispiel den Habitus der Gattung Homo Sapiens Erasmulos unter dem Einfluss einer chem. Verbindung mit ein oder mehreren Hydroxylgruppen. Im Grunde ist ja alles Wissenschaft und man lernt nie aus. Man muss das eben nur richtig formulieren.
Spaß beiseite, reden wir von der richtigen Universität. Man könnte durchaus denken, die Universität sei das, was hier etwas geregelter abläuft. Leider muss ich aber zugeben, meine Freizeit ist wesentlich organisierter, strukturierter und durchschaubarer.
Die Uni weiß das ja aber zum Gllück, weswegen es Einführungsveranstaltungen gibt.
Welch Glück. Erinnert ihr euch so ans erste Semester? Wieviel Panik man hatte, dass man das alles nicht hinbekommt? Und wie man dann in der ersten Einführungswoche saß und verzweifelt versucht hat, alles mitzuschreiben und dabei ständig irgendwas überhört hat? Zwei Stunden lang Fristen, Terminen und Regeln lauschen und danach noch wissen, was jetzt zum Teufel das zuerst aufgeschriebene Datum bedeutet. Doch zum Glück gabs danach dann ja immer noch Treffen mit älteren Studenten und Initiativen, die einem dann alles nochmal in "Studenten-Deutsch" erklärt haben und die einem vor allem nochmal die Angst genommen haben und einem das wirklich wichtige erzählt haben, was die Herren und Damen Organisatoren meistens neben ihren Fristen und Regeln aus den Augen verlieren. So nützliche Dinge wie: wie genau wähle ich denn eigentlich den Kurs, den ich laut Regeln und Fristen am Soundsovielten abgeschlossen haben muss und vor allem: wie schließe ich einen Kurs ab?
Genau so lief auch die Einführung hier ab. Nur auf Französisch. Und ohne das Treffen mit einer Initiative danach. Und in einer Geschwindigkeit, dass man das Abschreiben gleich unterließ und versuchte, die Powerpointpräsi einfach abzufotografieren (meist sogar das erfolglos). Ich versuche mal, das in Zahlen auszudrücken:

immerhin kann man die PPP gut lesen...
Man versteht so ca 75%. Immerhin. Für die zweite Woche durchaus akzeptabel.
30% davon kann man aufgrund der Schnelligkeit leider nicht mitschreiben. Ergo: vergessen.
20% kann man zwar sprachlich verstehen, die genaue Anwendung ist jedoch unklar/unmachbar weil sie zu
15% nicht erwähnt oder erklärt wird und zu
5% mit falschen Zahlen/Daten/Räumen erwähnt wird. (Mal ehrlich, die eine ist nicht in der Liste, die Zweite ist für ein falsches Fach eingeschrieben, bei mir fehlte immerhin nur der Sprachkurs, für den ich mich vor 2 Monaten schon angemeldet hatte).

Bleiben noch 25% verstandene Fakten. Ich weiß jetzt also, dass mir jeder Kurs 5 ETCPs bringt, ich weiß aber nicht, wo ich die Kurse finde oder wie ich sie wähle. Ich weiß, dass ich 30 ETCPs pro Semester für mein Erasmus nachweien muss. Ich weiß auch, dass die Franzosen inzwischen ihre Kurse gewählt haben und die Kurse voll sind, ich also jeden Prof einzelnd fragen muss, ob ich noch rein darf (im Endeffekt kann theoretisch jeder nein sagen und mich ohne Kurse da stehen lassen. Wirklich mega gut organisiert, das Ganze.) ich weiß aber nicht, woher ich weiß wo der Kurs stattfinden kann oder wer ihn unterrichtet, damit ich fragen kann. Ich weiß, dass ich mich am 16. dringend ganz schnell für die Sportkurse einschreiben muss, ich weiß aber nicht wo und wie. Ich weiß auch, wie ich mir einen Studentenausweis machen lasse. das Büro zu finden habe ich allerdings nach einer Stunde herumirren aufgegeben. Ich weiß, dass ich bis zum 4.10. ein Dokument im Internationelen Büro abgeben muss. Ich hab aber keine Ahnung, wie ich (oder wer?) es ausfüllen muss. Das Internet hilft etwas aber auch nur bedingt, jeder, der mal versucht hat auf einer Uniseite eine Lösung zu finden, weiß das. Aber ich habe ja zum Glück nächste Woche ein Treffen mit meinem zuständigen Prof. Die Fragen werd ich mir dann wohl aufschreiben und hoffen, dass ich nicht diverse Fristen verpasse, während ich auf das Treffen (und damit die hoffentliche Beantwortung der Fragen) warte.

Sinngemäß: "nachdem ihr wisst, was ihr für Kurse wählen wollte, ist es DRINGEND nötig, sich sofort einzuschreiben, sonst kann euch nichts angerechnet werden." Na vielen Dank auch.
Immerhin hat man mit der Zeit als Erasmusmensch - und eigentlich generell als Reisender und Student - gelernt, dass die Berge, die unbezwingbar scheinen, am Ende doch immer gemeistert werden und dass das meist alles gar nicht so schlimm ist, wie es anfangs klingt. Denn mal im Ernst: würde ich das alles ernst nehmen, was einem so gesagt wird, dann würde ich hier eine Panikattacke nach der nächsten bekommen, schließlich würde ich dann meine ETCPs nie im Leben bekommen, damit das Erasmusgeld zurückzahlen müssen, die Regelstudienzeit wäre auch überschritten und überhaupt würde ich vermutlich von der Uni fliegen, in Armut enden und mein Leben lang verzweifelt sein, denn schließlich habe ich eine Frist versäumt.
Ich möchte nicht sagen, Studenten seien faul und gleichgültig. Das sind sie nämlich wirklich nicht. Sie vergessen die Fristen auch nicht, weil es ihnen egal ist. Sie haben nur einfach so viele davon, dass kein Terminplan dieser Welt diese alle managen könnte. Zum Glück wissen das Erasmus, Bafög und das Prüfungsamt im Grunde ihres Herzens auch und wenn sie auch noch so böse und tadelnd gucken, im Endeffekt schafft man die Hürden immer und wenn nicht, kann man es meistens so gut erklären, dass selbst die böse Bürokratie Mitleid bekommt und einem den Arm tätschelt.

In diesem Sinne: auf in den Kampf.

Das Zettelchaos beginnt.



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