English/French (short
version) below.
Zwei Wochen bin ich nun zurück in
Deutschland, endlich dort angekommen, wo WLAN auf ein wenig Ruhe
trifft (Mamas Couch) und finde, es ist an der Zeit, mal zu
reflektieren (sonst so gar nicht meine Art, huch?!)
Was habe ich denn nun eigentlich
gelernt, aus diesem Jahr?
„Viel.“, Ist mein erster Gedanke.
Hätte ich gar nicht gedacht.
Der einstige Plan war eigentlich:
einmal für ein Jahr am Strand leben. Surfen lernen und hauptsächlich
das Leben genießen. Nebenbei vielleicht noch mein Französisch
verbessern.
Von Selbstfindungsphase war ich Meilen
entfernt, hatte sie hinter mir gelassen, genauer gesagt. Ich fand,
ich kannte mich eigentlich schon ganz gut. Fand mich auch recht
sympathisch mit all den Macken und konnte auch gelegentlich verschämt
über mich selbst grinsen.
Alles tutti sozusagen.
Tja der Strand blieb ein Traum, das
Surfen ist immernoch eher Hobby- als Wettkampfsniveau und gefunden
hab ich mich auch nicht unbedingt mehr als früher. Aber
wiederentdeckt habe ich. Eigenschaften, von denen ich schon längst
vergessen hatte, dass ich sie besitze. Die alte, durch die
Tatenlosigkeit nach der Schule und die etwas wenigere Tatenlosigkeit
während des Philosophiestudiums abhanden gekommene Tatkraft ist z.B.
wieder in vollen Zügen da.
Check-check-Leo's back?
Naja fast. Reflektierter,
realistischer. Mir ist inzwischen klar, dass ich vermutlich nicht im
Alleingang die ganze Welt retten und danach ein Buch darüber
schreiben werde. Aber mir ist auch klar, das viel mehr möglich ist,
als man so denkt.
Reisen ohne Geld? Klar geht das!
Praktikum ohne die Rahmenbedingungen zu erfüllen? Aber sicher! Welt
zumindest ein bisschen besser machen? Auf jeden Fall!
Ich las neulich in einer zauberhaften
Studentenzeitschrift einen Artikel über Erasmus und auch hier wurde
der auf wundersame Weise sich entwickelnde Tatendrang angeprisen, der
einen Erasmüsler irgendwann zwischen Feierei und Ernst-des-Lebens
einholt.
Ach ja.
Was diese geistige Weiterentwicklung
(mit der ich nach eigener Wohnung in einer fremden Stadt,
Philosophiestudium, finanzieller Teil-Unabhängigkeit und Co. nun
wirklich nicht gerechnet hätte) so ausgelöst hat? Schwer zu sagen.
Meine Wäsche musste ich auch vorher schon allein waschen aber da
stimmte zumindest die Sprache mit dem der Waschanleitung überein.
Gereist bin ich auch vorher eigenständig. Aber irgendwie scheint es
eben doch anders, wirklich in der Fremde (und ich meine eben nicht
Hamburg-Berlin) zu leben. Außerdem sind es denke ich vor allem die
Leute, die man so trifft. Schon Tucholsky sagte einst: "Freundschaft
– das ist wie Heimat."
und die liebe Isa schloß sich sogleich an und bemerkte ebenfalls:
„Is' doch absolut egal, wo man
ist, sobald die Leute stimmen, stimmt der Ort und wird zum Zuhaus.“
wie wahr.
wie wahr.
Was hätte ich gemacht, ohne diese
Erasmüsler?
Ich verwies ja schon darauf in dem sehr
früh erschienenen Beitrag „With a little help from my friends“.
Aber es ist noch so viel mehr als nur gemeinsam den Alltag und die
Unibürokratie bezwingen. Es sind eben alles Vöglein, die aus den
Nestern geflogen sind. Viele schon mehrfach. Und sie haben alle tolle
Pläne, tolle Ideen, machen tolle Sachen und inspirieren (m)dich.
Klingt mega kitschig. Ist es auch. Aber eben auch wahr.
Diese Erasmüsler werden mir ganz schön
fehlen, denn leider bin ich aus dem naiven Alter des „wir schreiben
uns einfach jeeeeeede Woche“ raus... Zu einigen wird der Kontakt
halten, da bin ich sicher, zu anderen nicht und das ist in Ordnung.
Bei einigen wird es mir sehr leid tun, dass der Kontakt abbricht und
bei wieder anderen werde ich ein schlechtes Gewissen haben.
Aber so ist das nun mal, das Jahr ist
vorbei und wir gehen alle wieder in unsere Richtungen.
Meine ist inzwischen zwar nicht völlig
anders aber sehr viel klarer als vorher.
Noch was hab ich gelernt: viele viele
Dinge über uns Deutsche. Nämlich zum Beispiel: dass wir wirklich
ziemlich organisiert und pünktlich sind. Gut. Ich halt nicht so.
Aber der Deutsche so im Allgemeinen. Und ich find das richtig gut! Da
kann man sich richtig drauf verlassen!
Außerdem haben wir ziemlich unnötig
lange Wörter wie „Fußbodenschleifmaschinenverleih“ oder
„Bahnsteiggleisverschluss“ (was auch immer das sein soll). Das
finden alle anderen Nationalitäten auch urkomisch. Dafür finden wir
Deutschen es urkomisch, dass so viele Leute in der Uni mitschreiben.
Und ich meine jetzt keine Notizen. Ich meine J E D E S W O R T.
Sogar Anekdoten von Dozenten. Könnte ja in der Klausur drankommen.
Und steht ja auch nicht alles nochmal wortwörtlich auf der
Powerpointpräsi, die jede Woche rumgeschickt wird. Diskutieren ist
dafür rar gesät. Kein Wunder, dass der Franzose sich im Englischen
so schwer tut. Ich mag das deutsche Unisystem. Mag auch a
Philosophiestudium liegen aber es ist so wunderbar viel freier.
Meine liebe Untermieterin machte mich
auf einen weiteren Unterschied aufmerksam: „Französische Männer
sind leicht zu kriegen aber schwer zu halten. Deutsche Männer
hingegen sind sauschwer zu kriegen aber hast du sie, hast du sie für
immer. Und sie sind so schön. On est d'accooooord?!“ Naja man mag
darüber streiten aber so ganz falsch liegt sie nicht. Gerade der
Berliner ist sehr viel ungesprächiger am Anfang, hat man den aber
mal gemeistert, verliebt er sich gerne mal unsterblich. Außerdem
sind Franzosen so viel netter. Isst du einen stinkenden Döner (für
7,50€, ich MUSS das nochmal erwähnen...) im vollen Bus, kommt von
allen Seiten ein „Bon appetit!“ statt ein „Boah, Mädel, das is
doch nicht dein Ernst! Ob du behindert bist, hab ich gefragt?!“
Tja. Komischerweise bin ich auch hier ganz die Deutsche (geblieben).
Ich steh halt auf Berliner Schnauze und es macht vieles eben auch
wesentlich einfacher, wenn man auch mal unbequeme Wahrheiten
ausspricht, ohne dabei zu lächeln.
Eins fand ich wirklich interessant: der
Umgang mit dem Nationalsozialismus. Während die meisten Nationen
inzwischen witzige und auch so gar-nicht-witzige Witze darüber
reißen, sind wir Deutschen immer noch unglaublich zurückhaltend bei
diesem Thema. Manche reagieren richtig gereizt und verschämt,
während andere gleich nach Ausflüchten suchen, obwohl sie niemand
beschuldigt hat. Die Analyse dessen ist mir an dieser Stelle zu viel
aber es war wirklich interessant zu sehen, wie unterschiedlich
Nationen mit diesem Thema umgehen.
Ich könnte noch ewig weitermachen aber
zugegeben, wir haben alle nicht mehr so Lust. Ihr zu lesen und ich zu
tippen. Schließlich scheint die Sonne und ich sollte auch viel mehr
Kiswahili für Tansania pauken.
Als letztes bleibt nur ein Dank
(„asante sana“, ich habe inzwischen gepaukt) an alle, die das
letzte Jahr zu dem machten, was es war („il est vraimeeeeent.. il
est vraimeeeeeent... il est vraiment phénoménal dedederää“) ein
letzter Schulterblick auf das, was ich verlasse (immerhin einige
wunderbare Menschen und eine tolle Stadt) und ein seufzend-freudiger
Nach-Vorne-Blick, auf das, was nun kommt: ein neues Abenteuer mit
Straßenkindern in Afrika und (glücklicherweise) tansanischem
Frieden statt kenianisch-somalischen Bomben und danach mit etwas
Glück das erste offizielle Praktikum im Journalismus (Daumen drücken
bitte!), die Bachelorarbeit, meine so wunderbar-Zuhause-seiende
Wohnung und hoffentlich dann auch irgendwann der Master, der dann
auch wirklich zum Leönchen passt.
In diesem Sinne: auf bald ihr Rabauken,
ein letztes Mal „santé“ und dann wird der Kilimanjaro bestiegen.
Merci les gens pour une année
superbien! Sans vous, il n'aurait pas été la même et j'ai eu
beaucoup d'inspiration et la puissance de chacun ainsi que j'ai
appris beaucoup de choses sur l'Allemagne et moi-même! Merci à
tous, restent que vous êtes et gros bisous!
Thank you folks for
a wonderful year! Without you it wouldn't have been the same and I
got a lot of inspiration and power from everyone as well as I learned
a lot about Germany and myself! Thanks to everyone, remain as you are
and big kisses!
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